Soli-ABO für Evrensel!

Die Pressefreiheit in der Türkei leidet. Nur noch wenige Printmedien berichten unermüdlich und kritisch über Erdogan, seine AKP und ihre Machenschaften. 3 dieser regierungskritischen Zeitungen sind die Cumhuriyet, die Evrensel und die Birgün, die durch Gerichtskosten, Verfahren und Verhaftungen mundtot gemacht werden sollen. Alle drei haben Mitarbeiter, die seit Monaten im Gefängnis ausharren, in vielen Fällen ohne Anklage. Einzelne Exemplare und Ausgaben werden konfisziert, der Verkauf verhindert, Käufer und Verkäufer kriminalisiert und mit Gewalt dazu gezwungen und genötigt, die Zeitungen gar nicht erst anzubieten oder geheim unter der Ladentheke abzugeben.

Die Zeitungen recherchieren mal gut mal schlecht, sie schreiben mal interessant mal trocken, sie vermitteln politische Werte und Inhalte, mit denen man nicht immer gleicher Meinung sein muss, aber sie machen Journalismus! Im Gegensatz zu den Krawallblättern, die nichts anderes machen, als bei allen Schritten der Regierung „Hurra“ zu schreien, oder jene als „Vaterlandsverräter“ zu beschimpfen, die nicht einverstanden sind, die nicht willig sind „Hurra“ zu schreien.

Guter Journalismus kostet nun mal einfach Geld, das ist in der Türkei nicht anders als in Deutschland. Einfach nur vor dem Bildschirm zu sitzen, sich in Deutschen Nachrichtenmagazinen, auf Facebook und Twitter darüber aufzuregen, was drüben passiert, bringt nicht viel. Statt zu jammern, könnte man einfach ein Abo abschließen. Und wenn man der türkischen Sprache nicht mächtig ist, eben ein Soli-Abo. Für uns sind es lediglich Paar Euro, für die Meinungsfreiheit in der Türkei aber eine große Stütze!

Kutu:

Wer ist Evrensel?

Evrensel (türkisch für universal) ist eine linke türkische Tageszeitung. Sie wurde 1995 gegründet und machte sich schnell einen Namen, weil sie häufig verboten und ihre Journalisten festgenommen und von den Staatsorganen gefoltert wurden. Evrensel steht politisch links und gilt als systemkritisch. Wegen staatlichen Verboten benannte sich die Zeitung mehrere Male um, zunächst im November 1996 in Emek (Arbeit), 1998 in Yeni Evrensel (Neue Evrensel), 2001 dann in Günlük Evrensel (Täglich). Internationales Aufsehen erregte der Fall ihres Reporters Metin Göktepe, der nach seiner Festnahme im Zuge einer Solidaritätsveranstaltung zu Gedenken von todesfastenden politischen Gefangenen während der Ausübung seiner Arbeit von elf Polizisten zu Tode geprügelt wurde. Dass nur fünf der Angeklagten wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt und die übrigen freigesprochen wurden, löste international Proteste aus. Die fünf Polizisten waren die ersten, die in der Türkei überhaupt wegen der Tötung eines Journalisten rechtskräftig verurteilt wurden. Gleichwohl wurden sie nach einem Jahr und acht Monaten in Haft im Zuge einer Amnestie freigelassen.

 

Brief von Deniz Yücel vom 3. April 2017

Hallo Welt, hallo Flörsheim!

Da ich keine Briefe schreiben darf, übermittele ich diese Nachricht mündlich über meine wunderbaren Anwälte.

Auch wenn ich weiterhin in Isolationshaft gehalten werde und auch wenn das faktische Briefverbot fortbesteht, dringt die vielfältige Unterstützung, die Sie mir und meinen in der Türkei inhaftierten Kollegen zukommen lassen, bis hierher durch. Dafür meinen großen, herzlichen Dank!

Ich habe eine Bitte: Eine der ersten Sachen, die ich in diesem Gefängnis gemacht habe, war, die Tageszeitungen „Cumhuriyet“, „Birgün“ und „Evrensel“ zu abonnieren. Ich lade Sie dazu ein, ebenfalls diese Zeitungen oder eine der wenigen verbliebenen und in jeder Hinsicht unter Druck stehenden unabhängigen Medien zu unterstützen.

Um die E-Paper-Ausgabe der „Cumhuriyet“, „Birgün“ oder „Evrensel“ zu abonnieren, muss man nicht in der Türkei leben. Und um für ein paar Euro einen konkreten Beitrag zur Unterstützung der Pressefreiheit in der Türkei zu leisten, muss man nicht einmal Türkisch können.